Mit Hermans neuem Boot haben wir im Frühjahr neue Europe-Regatten erkundet.
Zuerst waren wir am Dümmer beim Leineweber Cup, dann zu den U19 Meisterschaften am Steinhuder Meer und zum Schluss bei der YES in Kiel.
Der Dümmer und das Steinhuder Meer sind ähnliche Seen: Sie gibt sie seit der letzten Eiszeit und sie sind mehr oder wenig vollgelaufene Wiesen, sehr flach. Kentern macht dort keinen Spaß: meist bleibt etwas zurück im Schlamm … und die Menschen nach uns werden sich fragen, welchen Sinn das massenhafte Vergraben der Dinger, die wir Verklicker nennen, wohl gehabt haben soll. Manchmal bricht auch der Mast, das ist noch viel weniger lustig. Oft erzählt wird die Story von der 420iger Mannschaft, die mitten im See eine viertel Stunde um ihr Boot geschwommen ist, um es wiederaufzurichten, und dann gefragt wurde: „“Ja, warum lauft ihr denn nicht?“ .
Interessant ist an diesen Seen, das dort sehr viele traditionelle Bootsklassen unterwegs sind, die man auf den neuen Seen bei uns nicht sieht.
Der Leineweber Cup ist eine Regatta, bei der neben 39 Europe‘s auch 36 Piraten mitstarten.
Der Pirat ist ein sehr oft gebautes Knickspann-Boot, ursprünglich mit Holzbeplankung für den Kinder- und Jugendsport. Heute wird er aus Kunststoff gebaut und es gibt große leistungsstarke Felder im Senioren-Bereich. Der Pirat wird zu zweit gesegelt, ist wie ein längerer 420iger, aber ohne Trapez … und es ist sehr interessant, was man da für Leute kennenlernt …
Ja, es war das kalte Wochenende, bei dem wir im Auto geschlafen haben. Am Sonnabend war der Wind sehr drehend und es wurde keine Wettfahrt ins Ziel gefahren. Sonntag ging es besser: Drei Wettfahrten konnten gesegelt werden. Herman ist gut mitgefahren, wurde 28. und war am Ende zufrieden.
Über Himmelfahrt waren wir am Steinhuder Meer zu der IDJoM der Europe mit U20 Wertung. Bis kurz vor der Anreise wussten wir nicht, wie die Veranstaltung richtig heißt, weil sie mehrmals umbenannt wurde. Ursprünglich solle es nur die deutsche U20 Meisterschaft für die Europe sein. Dafür hatten sich aber zu wenige gemeldet und so wurden mehrere Wertungen zusammengelegt. Eigentlich sollte an vier Tagen gesegelt werden, aber es war ein Wochenende mit einer ausgeprägten Flaute. Donnerstag, Freitag bis Sonnabendnachmittag wurde immer Startverschiebung in Zahlenwimpeln gezogen, was nichts weiter bedeutete, als dass der Start wieder um meist zwei Stunden verschoben wurde. Sonnabendabend gegen 18 Uhr wurde die erste Wettfahrt gestartet und dann noch drei am Sonntag. Von den 31 Europe‘s wurde Herman 30. Es lief also nicht so gut. Am Ende war es aber auch eine deutsche Meisterschaft.
Bei dieser Regatta starteten auch OK‘s. Der OK kommt wie der Opti aus den USA und die Idee war, wie auch beim Opti, eine einfache Holzkonstruktion für ein kostengünstiges Boot für einen Segler. Der OK ist ein weltweit verbreitetes und sehr oft gebautes Boot. Man sieht es auch sehr oft. Heute wird er ebenfalls aus Kunststoff gebaut, hat 8,25 qm Segelfläche (Laser Standard/ILCA 7 und die Europe haben 7qm) und ist im Senioren-Bereich unterwegs. Am Steinhuder Meer waren 44 Boote, gemeldet waren 58. Es waren deutsche, polnische, belgische, dänische und niederländische Boote. Der OK ist ein schönes Boot, aber leider etwas schwerer als der Laser bzw. die Europe.
Ja, und über Pfingsten waren wir bei der YES (Young Europen Sailors) in Kiel. Die YES ist so etwas wie die Kieler Woche für Jugendliche: Alles auf Englisch. Gesegelt wurden 29er, 420iger, ILCA 4, 6, 7 und die Europe. Gestartet wurde auf vier Bahnen: die 29er (68 Boote) und die 420iger (91 Boote) und die ILCA 6 (85 Men und 33 Woman) hatten jeweils eine Bahn, die ILCA 4 (72 Boote), ILCA 7 (50 Boote) und die Europe‘s (47 Boote) teilten sich eine Bahn. Jedes der Startschiffe war ein imposanter Schoner.
Ja, das war auch sehr interessant. 240 ILCA‘s gingen über die ca 75 m breite große Ablauframpe mehr oder weniger gleichzeitig in das Wasser und mussten dann durch einen ca 100 m langen und ca. 20 m breiten Schlauch kreuzen mit rechts und links dicken Pfählen und teuren Schiffe dahinter … die erste sportliche Herausforderung vor dem Start. Am Ende hat man gewusst was man kann – oder eben nicht kann. Segeln auf der Ostsee macht dann aber riesig Spaß …
Bei den Siegern geht es um den Einzug in den Profisport, bei uns um den Spaß. Herman und ich, wir haben uns gut geschlagen. Herman wurde 40; ich wurde 79.
Und „by the way“: Von den Sturmschäden aus dem letzten Herbst hat man als Außenstehender nichts mehr gesehen. Nur die Insider wissen, wo noch die oberste Reihe Steine von der Mole fehlt (und wo sie jetzt im Hafen liegen und dass man sie in Europa gerade nicht kaufen kann) und wo man nicht so genau hinschauen sollte …